Früher
Das sinngemäße Zitat „Du bist, was du isst“ von Ludwig Feuerbach ist fast 200 Jahre alt. Zu dieser Zeit hatte es sicher noch eine gesellschaftliche Bedeutung, schließlich gab es zu der Zeit noch viele Lebensmittel (z.B. Zucker, Fleisch), die nur gutbetuchten Menschen zugänglich waren. Darüber hinaus gab es eine geografische Bedeutung, denn noch lange nicht war alles Essen überregional verfügbar; ich kann mir in etwa vorstellen, dass es im Alpenvorland nur selten Seefisch zu kaufen gab.
Heute
Seitdem hat sich Vieles getan, wir haben Kühlketten erfunden, und Lebensmittel sind im Vergleich zu damals günstig geworden. Natürlich kann sich (noch) nicht jeder Mensch täglich aussuchen, was er oder sie essen möchte, aber wir sind deutlich weniger eingeschränkt als unsere Vorfahren. Doch auch wenn die gesellschaftliche und die geografische Bedeutung des Zitats heute nicht mehr so relevant sind – im Kern trifft es heute vielleicht mehr denn je zu. Die Botschaft im Kern des Zitats ist eine gesundheitliche.
Von wenigen Menschen wird bestritten werden, dass es Lebensmittel und Ernährungsweisen gibt, die einen Menschen eher krank machen. Umgekehrt gibt es solche, die eher gesund machen. Ich schreibe „eher“, weil wir immer noch viel dazulernen, und manche heute Dinge als ungesund gelten, die früher als neutral oder gesundheitsfördernd galten (ja, z.B. Wein). Klar ist, eine ausgewogene Ernährung schadet uns nicht, sondern hilft uns eher, das ist ziemlich klar. Also müssen wir nur die Lebensmittel kaufen und zubereiten, die eine solche ausgewogene Ernährung ermöglichen, und bumms, schon haben wir unser Ernährungsproblem gelöst. Schließlich wissen wir schon ganz gut, welche Lebensmittel dazu geeignet sind.
Richtig? Im Prinzip ja. Nur leider doch nicht, denn wir sind unglaublich schlecht darin, uns so zu disziplinieren, nur diese Lebensmittel auszuwählen und zu uns zu nehmen. Es gibt viel zu viele Störungen, die uns davon abhalten und uns dazu bewegen, stattdessen zu energiereichen, nährstoffarmen Lebensmitteln zu greifen. Und genau da müssen wir ran.
Und nun?
Es hilft nicht, zu wissen, was eigentlich gut für uns ist. Wir müssen uns auch in die Lage versetzen, dieses Wissen anwenden zu können. Und dazu müssen wir uns bewusst werden, was wir uns antun, wenn wir uns über lange Zeit ungesund ernähren. Wir müssen verstehen, was uns antreibt, um dann die Umstände zu schaffen, genau dieses Wissen zu nutzen. Und schließlich muss es in unserer Mitte ankommen; dann haben wir Ernährung gelernt.
Das Gute ist, wir können die Umstände schaffen. Es ist nicht ganz leicht, aber es geht!
Dazu gehört, mehr oder weniger feste Zeiten für unser Essen zu planen. Im Voraus zu planen, was wir essen wollen, und dies im Voraus einzukaufen. Beim Essen nichts Anderes zu machen, außer zu essen und miteinander zu sprechen. Jeden Bildschirm, aber auch Bücher, aus der Sichtweite zu verbannen. Wir werden noch ein paar Weitere kennenlernen und sie als goldene Regeln zusammenfassen.
Was wir essen, ist wichtig, ja. Noch wichtiger aber ist, wie wir essen.