Am Anfang steht die Frage: Was macht dich zufrieden?
Wenn du eine einfache und schnelle Antwort auf diese Frage hast, beinhaltet diese vielleicht materielle Wünsche wie ein neues Auto, ein Haus, eine Wohnung, ein Handy oder Ähnliches. Oder flüchtige Wünsche wie äußere Schönheit, Anerkennung durch Andere, oder Macht (frag dich in einer ruhigen Minute einmal wirklich, was es für dich wäre).
Je mehr du dann aber weiterfragst, und je tiefer in dich hineinhorchst, desto mehr förderst du Antworten zutage, die dich wirklich zufrieden machen. Da geht es dann plötzlich ans Eingemachte, und erstaunlicherweise (oder auch nicht) gleichen sich unsere Antworten: Wir möchten gesund sein, wir möchten Teil einer Gemeinschaft sein, wir möchten beschützen und beschützt werden, wir möchten unterstützen und unterstützt werden.
Und nun lass uns einmal überlegen, wie Ernährung und diese Antworten zusammenhängen.
Ernährung und Gesundheit
Der generelle Einfluss der Ernährung auf unsere Gesundheit ist wohl den meisten von uns klar. Wir müssen essen, ohne Energie und Nährstoffe können wir nicht leben. Spannend wird es hier erst dann, wenn es darum geht, was wirklich gesund ist. Bei einigen Lebensmitteln wissen wir es ziemlich sicher (Tomaten sind gesund), bei anderen sind wir uns überhaupt nicht sicher (wie ist das 0,1 l Wein pro Tag?). Noch spannender wird es, wenn wir uns fragen, wieviel von einer Sache (Zucker? Fett? Fleisch?) gesund oder ungesund ist.
Viele dieser Fragen sind heute noch nicht abschließend geklärt. Und leider ist es auch kompliziert, Sichtweisen ändern sich. Soll heißen, selbst wenn wir uns unglaublich intensiv mit unserer Ernährung und ihrem Einfluss auf unsere Gesundheit beschäftigen – wir kommen damit nicht an ein Ziel. Was zur Folge hat, dass wir Rastlosigkeit, Frust und Verzweiflung spüren. Und keine Zufriedenheit.
Ernährung und Gemeinschaft
Stell dir ein gemütliches Abendessen in einer Gruppe von Freund*innen vor: Es wird gegessen, getrunken, diskutiert, gestritten, gelacht, und das über Stunden. Trägt das zur Zufriedenheit bei? Mit Sicherheit. Viel öfter als solche Momente, die unsere Zufriedenheit steigern, erleben wir jedoch Momente, die uns unzufrieden machen: Wir essen hastig im Gehen zwischen zwei Terminen, wir hängen am Handy, während wir essen, allein und unsichtbar. Natürlich passt nicht Alles in den Alltag, aber ein bisschen mehr geht – und mehr heißt hier: mehr Gemeinschaft, wahrscheinlich mehr Zufriedenheit.
Ernährung und Schutz
Ja, wir erleben Zufriedenheit, wenn wir uns und andere Personen in Bezug auf ihre Ernährung beschützen. Du tust das jedes Mal, wenn du Krankheiten vorbeugst, indem du z.B. Geflügel durchgarst, Lebensmittel richtig lagerst und sie hygienisch zubereitest.
Aber der Schutz beschränkt sich heute nicht mehr nur auf die zwischenmenschliche Ebene; heute geht es insbesondere auch um den Schutz von Tieren und unserer Umwelt. Je mehr Fleisch wir essen, desto mehr Tiere sterben. Je mehr regionale Zutaten wir benutzen, desto weniger belasten wir die Umwelt. Je mehr verarbeitete Produkte wir kaufen, desto mehr Verpackungsmüll fällt an. Trotzdem wäre es vermessen, von jetzt auf gleich alles zu vermeiden, was damit in Konflikt steht. Das Ziel ist vielmehr ein Bewusstsein zu entwickeln und eine Balance zu finden – und Zufriedenheit darin zu finden, nicht immer Alles im Zugriff zu haben.
Ernährung und Unterstützung
Du kommst an einem kalten Abend nach Hause, und du riechst es schon im Flur: Du wurdest bekocht. Oder du hast gekocht, und es schmeckt deinen Lieben. In diesen Momenten spürst du Zufriedenheit, egal, was auf dem Tisch steht. Also mehr davon.
Anders herum sind wir umgeben von Situationen, die Zufriedenheit kosten, indem wir Menschen in Bezug auf ihre Ernährung nicht unterstützen, sondern ausgrenzen. Wie oft werden Menschen ausgegrenzt, weil sie anders essen (vegetarisch, vegan, nicht vegetarisch) oder trinken (nicht alkoholisch). Wie oft werden Menschen Vorurteilen ausgesetzt, die mit Ernährung in Verbindung gebracht werden (Übergewicht, Magersucht)? Wie oft werden Kinder belächelt oder gescholten, weil ihnen Lebensmittel nicht schmecken? Selbst wenn wir Essgewohnheiten oder Geschmäcker nicht verstehen, das Ziel ist die gelassene Unterstützung, denn in dieser Gelassenheit steckt Zufriedenheit.
Was es braucht, ist unser Bewusstsein
Unsere Ernährung hat einen immensen Einfluss auf unsere Zufriedenheit. Dogmen, starre Beschränkungen und Gebote bringen uns nicht weiter. Was uns weiterbringt, ist die Auseinandersetzung mit uns und unserer Ernährung. Das alles ist kein Selbstgänger, aber es lohnt sich – denn es winkt Zufriedenheit in einem Bereich, der unser Leben maßgeblich bestimmt.